„gold der sêle ausgebracht als zu finisterrer nacht“ von belmonte am 26.03.2025

Minnesang, Folk und moderne Kontrafaktur

Bereits nach den ersten Takten, nachdem der Liederdichter belmonte – begleitet von seinem indischen Harmonium – begonnen hatte, den Gemeindesaal stimmgewaltig zu füllen, ahnte das Publikum, dass dies ein besonderer Abend werden würde.

belmonte nahm die Anwesenden in den darauffolgenden zwei Stunden mit auf eine 800 Jahre umfassende Reise quer über die nördliche Hemisphäre. Vom Mittelhochdeutsch eines Walter von der Vogelweide über die provenzalischen Troubadoure und nordfranzösischen Trouvères und die Gesänge der mittelitalienischen Bettelmönche endete der erste Teil des Abends mit dem bekannten amerikanischen Folk- und Gospelsong „The Wayfaring Stranger“.

Das Harmonium, das belmonte selbst vor vielen Jahren aus Indien mitgebracht hat, blieb auch im zweiten Teil sein einziges Begleitinstrument, während er seine Liederreise über Skandinavien, Irland („Johnny I Hardly Knew Ya“) und England fortsetzte.  Dabei sang er Kontrafakturen (wörtlich „Fälschungen“), also Variationen von historischen Liedern, bei denen er zum Teil neue und eigene Texte nutzte. Nach einem nochmaligen Ausflug mit dem Folksong „Oh Shenandoah“ ins Amerika des 19. Jahrhundert kehrte belmonte mit seinen beiden letzten Liedern „Anna Reider ist tot“ und einer Variation von Hölderlins Schicksalslied in die Neuzeit, genauer in die 2020er Jahre nach Deutschland zurück.

In beeindruckender Weise ließ belmonte im Laufe dieses lehrreichen und genussvollen Abends die Zusammenhänge der musikalischen Entwicklung in Europa vom arabischen Kulturraum bis nach Amerika hörbar werden.

„Das Ende naht! Doch der letzte Vorhang klemmt noch“ am 08.03.2025

„Auf dem Zentralfriedhof ist Stimmung…“

Bereits mit ihrem ersten Programm „Lasst Euch nicht verführen!“ im Brecht-Jahr 2023 hatte die damals gerade neu gegründete Literaturgruppe Boxberg/Kleingemünd es geschafft, dass der Gemeindesaal der Lukasgemeinde bis auf den letzten Stuhl gefüllt war. Am 08. März 2025 luden Hedy Auer-Holleber, Mika Barton, Holly Holleber, Siggi und Friedemann Püschel nun zu ihrem neuen Programm ein. Und auch diesmal war jeder Platz im Saal besetzt.

In dem zweistündigen Programm sangen und sprachen sich die fünf AkteurInnen durch eine rasant gehaltene Revue rund um die beste Lebenszeit – das Alter. „ …das am besten gepaart mit Weisheit kommt, aber nicht muss.“

Garniert mit treffenden Zitaten touchierten sie das Thema erst ganz allgemein, dann die Liebe in späteren Jahren, das Umkreisen der Lebensziele, die nachlassende Gesundheit und am Ende das Unausweichliche: die Konfrontation mit dem Tod. Woody Allan sagte: „Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.“

Von Andreas Gryphius über Kurt Tucholsky, Mascha Kaléko, Reinhard Mey, Hildegard Knef, Robert Gernhardt, Nora Gomringer bis zu Wolfgang Ambros und noch einigen anderen reichte das Portfolio. Zusätzlich wurde zweimal gerappt, was die KI zum Thema „Alter“ ausgespuckt hatte. Kurz vor der Pause gab es mit „Schwaarzbrot“ noch einen Beitrag in schwäbischer Mundart.

Als zum Abschluss alle Wolfgang Ambros‘ großartigen Song „Es lebe der Zentralfriedhof“ sangen, brachte die Gruppe (mit Schwarzlicht) selbst ein paar Skelette und den Tod dazu mitzutanzen.

Die Gruppe bedankte sich für den anschließenden Applaus mit einem Lied von „Kapelle Petra“ und der Refrain umfasste noch einmal programmatisch die gerade vergangenen, sehr kurzweiligen Stunden:

„An irgendeinem Tag wird die Welt untergeh’n
Doch an allen andern Tagen halt nicht.
An irgendeinem Tag ist das alles vorbei,
Aber jetzt ist noch nicht Schicht.
Irgendwann geh’n irgendwie die Lichter aus
Und bis dahin machen wir das Beste draus.“

Pigeon Publishing „Alles Schreiben ist Intimität“ am 20.02.2025

„Mir tut es sehr gut, zu lesen und gemeinsam Literatur zu hören.“

Intimität als wesentlicher Bestandteil unseres Lebens – egal, in welcher Form, und ob angenehm oder unangenehm. Irgendwie scheinen wir im Alltag aber wenig sinnvolle Worte dafür zu finden und uns selten offen darüber auszutauschen. Für viele sind Schreiben oder Lesen Wege, sich mit dem auseinanderzusetzen, was uns schwer fällt zu sagen. Und bei allem Schreiben entsteht eine Intimität zwischen Text, Autor:in und (bestenfalls) Leser:innen. 

Mit Helmut Blepp, Jakob Burgi, Charlotte Döhrmann, Anne Richter & Jonas Spies waren gleich 5 Autor*innen aus Heidelberg und Mannheim auf den Boxberg gekommen. Alle verbindet, dass ihre Texte und Gedichte eine Heimat im noch jungen Heidelberger Onlinemagazins Pigeon Publishing gefunden haben. Sie widmeten sich gemeinsam dem Thema des Abends aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. In jeder aber ganz persönlich, verletzlich und letztendlich mit einem intimen Blick des Publikums in ihre Gedanken. Begleitet wurden sie dabei von den sphärischen Klängen von nikbru , der eigens für diesen Abend aus Bochum angereist war und mit seiner Musik das Publikum auf eine noch einmal ganz andere Reise mitnahm.

Die Abend endete nach einer kurzweiligen Diskussion zwischen den Autor*innen zum Thema Schreiben und Intimität mit großen Applaus der gut 40 Zuhörenden im Gemeindesaal.

Pigeon Publishing ist ein junges Magazin für Literatur & Kunst aus Heidelberg mit seinen Beiträgen über Themen wie kulturelles Trauma, Leben unter neoliberalem Kapitalismus, Feminismus und (politischer) Queerness. Immer irgendwo zwischen wütend und traurig. Einen Beitrag des Magazins über die Veranstaltung am 20.02. mit Zitaten der Autor*innen und mehr findet Ihr unter diesem hier.

Mixtape 2025 am 25.01.2025

Samstag, 25. Januar 2025

Wenn Texte und Gedichte an einem Abend in einem inhaltlich ungeplanten Programm – garniert mit guter Musik, Fotografien und Bildern – wild aufeinandertreffen, um zu einem runden Programm zu werden, dann klingt das zuallererst einmal nach einem Experiment.
Und das war es auch. Am Ende war klar, es war sogar ein äußerst gelungenes!

Mika Barton hatte am 25. Januar 2025 zum „Mixtape-Abend“ eingeladen und mehr als 40 Leute kamen in den „Blickpunkt Boxberg“, dem neuen Veranstaltungsraum des Stadtteilvereins Boxberg im Iduna-Center. Die Diskokugel drehte sich wie auch schon im vergangenen Jahr bereits früh am Abend, aber während beim „“ nahezu nur Mika Bartons eigene Texte und Gedichte aus den letzten 30 Jahren Programm waren, war die diesjährige Veranstaltung eine offene Bühne: Alle waren eingeladen, über die kulinarischen Beiträge zum Buffet hinaus, etwas zum Mixtape beizutragen.

Und so gab es Bildserien mit Fotografien aus der Antarktis und aus Berlin, an den Wänden hingen zu Gedichten gestaltete und gezeichnete Bilder und insgesamt neun Beitragende lasen selbstgeschriebene oder fremde Kurzgeschichten und Gedichte. Das Konzept ging auf: Umrahmt von den jazzigen Liedern im Stile Django Reinhardts der neu gegründeten ukrainisch-rumänisch-deutschen Band (noch ohne Namen) und den sehnsuchtsvollen, lebensbejahenden Liedern des Songwriters Joachim Coch entstand aus allen Zutaten ein unerwartetes und wunderbares Mixtape.

Nachdem die Nachtruhe im Iduna-Center längst angebrochen und alle Texte gelesen waren, drehte sich die Diskokugel noch lange über dem in Gesprächen vertieftem Publikum, das an diesem Abend selbst zu den Künstler*innen des Abends geworden war.

1. Lesung der Wilden Werkstatt

Donnerstag, 05. Juni 2025, 16 Uhr

Wie sieht ein „LT“ aus, wenn es nebelt? Wohin wächst der höchste Turm? Welche Abenteuer erwarten Katze Kilka auf ihrer Reise?

Wenn Du außerdem wissen willst, wie bunt Schokolade werden kann, ob Emma an ihrem ersten Schultag das Klo findet, wo der Osterhase wohnt, wie Schnecke und Affe Geburtstag feiern und ob Du die Katze auf dem Boden entdecken wirst, dann komm zur 1. Lesung der Wilden Werkstatt.

Wann: 05. Juni 2025, 16 Uhr
Wo: Im Blickpunkt Boxberg, Iduna-Center
Eintritt frei!

Klappstuhlkonzert mit der »Banda di Mayo«

Samstag, 20. September 2025, 17 Uhr

Auch in diesem September findet das mittlerweile auf dem Boxberg Tradition gewordene Klappstuhlkonzert statt.

Wann: 20.09.25, ab 17 Uhr
Wo: je nach Wetterlage entweder auf dem Hartsportplatz oder in der Waldparkhalle

Seniorenherbst 2025

Sonntag, 19. Oktober 2025

Der Seniorenherbst wird abwechselnd in den beiden Bergstadtteilen Emmertsgrund und Boxberg veranstaltet. Dieses Jahr findet er im Emmertsgrund statt.

Wann: 19.10.2025
Wo: Ort folgt

Martinsumzug

Samstag, 15. November 2025, 17 Uhr

Wenn im November die Tage herbstlich dunkel geworden sind, sind wir Boxberger*innen bei unserem Martinsumzug durch Musik und unsere Laternen ein Licht in der Dunkelheit.

Wann: 15.11.2025, 17 Uhr
Wo: Der Aufstellungsort wird noch rechtzeitig bekannt gegeben.

Nachtstücke. Théophile Gautiers „Clarimonde“ am 24.10.2024

Ein einziger Blick genügt, Euch auf ewig zu verderben!

Mit diesen Schlussworten gehen zwei intensive Stunden im Gemeindesaal zu Ende, die das Publikum mit auf die Reise durch das Leben des jungen Romuald mitgenommen haben. Der begegnet in der Stunde seiner Priesterweihe der wunderschönen Clarimonde und verfällt ihrer Liebe. Jahrelang soll er sich nach ihr verzehren, bis er ihr in der Erfüllung seiner Pflichten wiederbegegnet und sie in der Stunde ihres Todes durch einen Kuss wiederbelebt. Daraufhin wandelt er gleichzeitig in seiner Welt als Dorfpriester und in der höfischen Welt als Lebemann und Geliebter von Clarimonde, der großen Kurtisane und gleichzeitig einer Vampirin. Irgendwann weiß er nicht mehr, welche der beiden Welten für ihn real und welche nur ein Alptraum ist. Sein Priestervater Serapion überzeugt ihn, die Tote zu exhumieren, damit Romuald ihre wahre Gestalt mit eigenen Augen sehen und erkennen kann.

Als die Geschichte an diesem Höhepunkt angelangt ist, haben Mika und Kerstin Barton als Romuald und Clarimonde mit Frieder Kumm als Priestervater Serapion längst schon alle Zuschauenden in ihren Bann gezogen. Begleitet wurde diese Reise visuell durch eine Bilderfolge, die eine Vielzahl meist lokaler Fotografien von Rinata Wittmann und anderen Fotografen enthielten. Passend zur Geschichte erschienen sie großformatig an der Wand hinter den Vorlesenden. Eröffnet und beendet wurde dieser Abend mit der stimmungsvollen Musik des Duos Thomas Lemke (Keyboard) und Rick von Bracken (Saxophon). Doch dabei beließen sie es nicht, auch zwischen den Textteilen entführten sie die Zuhörenden immer wieder in ihre Klangwelten, die sich mit derselben Leichtigkeit wie die Fotografien in die erzählte Geschichte einwebten.

In der 1836 aus der Feder von Théophile Gautier stammenden Geschichte beendet Weihwasser, mit dem Serapion den exhumierten Leichnam besprenkelt, das Leben der (wahrscheinlich) ersten Vampirin in der Literatur endgültig. Das Publikum bedankte sich mit minutenlangem Applaus für dieses wunderbare Nachtstück.

Artikel zur Lesung in der Em-Box Nr. 114/Januar 2025

„Geschichten vom Wasser“ am 13.05.2024

Inmitten des Stadtwalds unter den Buchen am Schweinsbrunnen wurden am 13. Mai „Geschichten vom Wasser“ gelesen. Claudia Kiefer nahm dabei am Nachmittag die Kinder mit auf eine Abenteuerreise des Kamels Soraya durch die Wüste bis zum Meer. Sie wurden auf der Reise vom Plätschern des Brunnens begleitet, was die Bedeutung des Wassers hier und anderswo vorstellbar machte. Anschließend haben alle zusammen noch einen Koffer für die weite Reise gepackt und dabei ausgewählt, was dabei benötigt wird und was nicht.
Die Lesung fand im Rahmen des „Leseclubs“ statt, der bei Päd-Aktiv in der Waldparkschule in Kooperation mit dem Stadtteilmanagement durchgeführt wird.

Aus der Lesung am Abend wurde eine ganz eigene Geschichte vom Wasser: Pünktlich zu Beginn gewitterte es. Einsetzender Starkregen mit Hagel führte dazu, dass die Lesung nicht stattfinden konnte. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, werden wir die „Geschichten vom Wasser“ am Schweinsbrunnen noch einmal angehen.